Digitalisierung von Personalprozessen im Handwerk: 3 wichtige Einstiegspunkte

Geschrieben von Stephanie Radeke | 16.07.2025 15:00:00

Die Digitalisierung verändert das Handwerk grundlegend. Für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU)  bietet sie enorme Chancen, Personalprozesse effizienter zu gestalten, Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Doch wo sollte man beginnen, um mehr Struktur in den Betrieb zu bringen? Welche Stolperfallen lauern, und was darf man nicht außer Acht lassen? Dieser Artikel beleuchtet die drei wichtigsten Einstiegspunkions, häufige Herausforderungen und praktische Beispiele, die Handwerksbetriebe inspirieren können.

Hintergrund und Relevanz

Die Digitalisierung von Personalprozessen ist für Handwerksbetriebe eine Notwendigkeit, um administrativen Aufwand zu reduzieren und den Fachkräftemangel zu bewältigen. Laut einer Studie von Bitkom nutzen 68% der Handwerksbetriebe digitale Technologien, und 77% sehen darin eine Chance für ihren Betrieb (Bitkom, 2022). Besonders KMU mit begrenzten Ressourcen profitieren von digitalen Lösungen, die Zeit sparen und Prozesse vereinfachen. Dieser Leitfaden zeigt, wie Handwerksbetriebe die Digitalisierung pragmatisch angehen können.

Die drei wichtigsten Einstiegspunkte

Die Digitalisierung sollte schrittweise und pragmatisch angegangen werden. Die folgenden drei Bereiche bieten sich als Ausgangspunkte an, da sie unmittelbare Vorteile bringen und gut umsetzbar sind:

1. Digitale Zeiterfassung

Im Handwerk arbeiten viele Mitarbeiter im Außendienst, was die Erfassung von Arbeitszeiten erschwert. Digitale Zeiterfassungssysteme ermöglichen es, Arbeitsstunden in Echtzeit per Smartphone oder Tablet zu erfassen und automatisch mit der Lohnabrechnung zu verknüpfen. Dies reduziert Fehler, spart Zeit und sorgt für Transparenz.

  • Beispiel: Ein kleines Bauunternehmen führte eine mobile App wie die von HERO ein, mit der Monteure ihre Arbeitszeiten vor Ort erfassen. Die Daten werden direkt in die Cloud übertragen, wodurch die Lohnabrechnung im Büro schneller und präziser erfolgt. Laut einer Studie des Mittelstand-Digital Zentrums Handwerk spart digitale Zeiterfassung bis zu 20% der Verwaltungszeit (Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk, o. J.).
  • Vorteile: Weniger Papierkram, präzisere Abrechnungen, bessere Projektkontrolle.

2. Digitale Personalakten

Die zentrale Verwaltung von Mitarbeiterdaten, Verträgen und Dokumenten in einer digitalen Personalakte verbessert die Übersichtlichkeit und Nachverfolgbarkeit. Cloud-basierte Lösnngen ermöglichen den Zugriff von überall und erleichtern die Zusammenarbeit im Team, was besonders für Handwerksbetriebe mit begrenzten administrativen Ressourcen nützlich ist.

  • Beispiel: Eine familiengeführte Bäckerei nutzte eine Software wie pds, um Mitarbeiterdaten, Urlaubsanträge und Leistungsbeurteilungen digital zu verwalten. Anstatt Papierakten zu durchsuchen, konnten Informationen schnell abgerufen und geteilt werden, was die Effizienz steigerte (INQA.de, o. J.).
  • Vorteile: Zentralisierte Daten, schnellerer Zugriff, weniger physische Ablage.

3. Digitales Recruiting und Onboarding

Der Fachkräftemangel ist im Handwerk eine große Herausforderung. Digitale Tools können den Rekrutierungsprozess von der Stellenausschreibung bis zur Einarbeitung optimieren. Online-Plattformen ermöglichen es, Stellenanzeigen effizient zu veröffentlichen, Bewerbungen zu sichten und virtuelle Vorstellungsgespräche zu führen. Digitales Onboarding erleichtert die Integration neuer Mitarbeiter durch strukturierte Prozesse.

  • Beispiel: Ein Klimatechnik-Dienstleister setzte auf eine Recruiting-Software wie TAIFUN PersonalManager, um Stellenanzeigen auf mehreren Plattformen zu schalten und Bewerbungen zentral zu verwalten. Neue Mitarbeiter erhielten Zugang zu einer digitalen Plattform mit Schulungsmaterialien, was die Einarbeitungszeit verkürzte (handwerk.com, o. J.).
  • Vorteile: Schnellere Bewerberauswahl, strukturierte Einarbeitung, bessere Sichtbarkeit für Bewerber.

Wesentliche Stolperfallen

Die Digitalisierung birgt Risiken, die Handwerksbetriebe vermeiden sollten. Die folgenden Stolperfallen wurden identifiziert, zusammen mit Lösungen, um sie zu umgehen:

Stolperfalle Beschreibung Lösung
Mangelnde Schulung Ohne Schulungen können Mitarbeiter digitale Tools nicht effektiv nutzen, was zu Frustration führt, besonders bei älteren Mitarbeitern. Regelmäßige Schulungen und offener Dialog über Vorteile, z. B. durch Workshops mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk (Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk, o. J.).
Datensicherheit Digitale Systeme sind anfällig für Cyberangriffe und Datenlecks, besonders ohne IT-Team. DSGVO-konforme Software wählen, regelmäßige Updates und Datenschutzschulungen durchführen (Bitkom, 2022).
Zu komplexe Software Komplexe Systeme überfordern KMU ohne technisches Know-how. Benutzerfreundliche, cloud-basierte Lösungen wie HERO oder pds Software nutzen (INQA.de, o. J.).
Fehlende Kommunikation Widerstand entsteht, wenn Mitarbeiter die Vorteile nicht verstehen, besonders bei traditionellen Arbeitsweisen. Klare Kommunikation der Vorteile (z. B. Zeitersparnis) und frühe Einbindung der Mitarbeiter (Horizont Handwerk, 2022).

 

Was man nicht außer Acht lassen sollte

Um die Digitalisierung erfolgreich zu gestalten, sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:

  • Benutzerfreundlichkeit der Lösungen: Tools sollten intuitiv und auf das Handwerk zugeschnitten sein. Software wie TAIFUN PersonalManager bietet spezifische Funktionen, wie digitale Zeiterfassung nach EuGH-Vorgaben (handwerk.com, o. J.).
  • Einbindung der Mitarbeiter: Aktive Beteiligung fördert Akzeptanz. Feedbackrunden und Pilotprojekte helfen, Widerstände abzubauen (Bitkom, 2022).
  • Kleine Projekte zuerst: Mit überschaubaren Projekten wie digitaler Zeiterfassung beginnen, um schnelle Erfolge zu erzielen (Horizont Handwerk, 2022).

Praktische Beispiele aus dem Handwerk

Die Digitalisierung im Handwerk ist bereits in vollem Gange. Hier sind konkrete Beispiele, wie Handwerksbetriebe von der Digitalisierung profitieren:

  • Digitales Werkzeugmanagement bei Otto Eberle GmbH & Co. KG: Das Unternehmen mit 19 Mitarbeitern führte ein digitales Werkzeugmanagement mit Bluetooth-Modulen ein, um Werkzeuge zu verfolgen. Dies reduzierte Zeitverluste und half, den Fachkräftemangel durch höhere Effizienz zu kompensieren (handwerk.com, o. J.).
  • Digitale Zeiterfassung bei vier Handwerksbetrieben: Vier Unternehmen testeten Zeiterfassungs-Apps und berichteten von Zeitersparnis und besserer Projektkontrolle. Papierzeitenblätter gehören der Vergangenheit an (INQA.de, o. J.).
  • Digitalisierung administrativer Prozesse bei AGT: Das Abgastechnik-Unternehmen AGT entwickelte die App „AGTigital“, die Messdaten und Dokumentationen bündelt und den Papierkram um 80% reduziert (Bitkom, 2022).

Fazit und Empfehlungen

Die Digitalisierung von Personalprozessen ist für Handwerksbetriebe eine Chance, effizienter zu arbeiten und wettbewerbsfähig zu bleiben. Durch den Einstieg mit digitaler Zeiterfassung, digitalen Personalakten und digitalem Recruiting können KMU schnell spürbare Vorteile erzielen. Wichtig ist, Stolperfallen wie mangelnde Schulungen, Datensicherheitsrisiken und zu komplexe Software zu vermeiden. Mit benutzerfreundlichen Tools, Mitarbeiterbeteiligung und einem schrittweisen Vorgehen steht einer erfolgreichen Digitalisierung nichts im Wege. Nutzen Sie die Unterstützung von Institutionen wie dem Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk, um Ihren Betrieb fit für die Zukunft zu machen.

Quellen